Fußball und Politik ist von Menschen für Menschen gemacht. Darum sind beide Themen miteinander verbunden. Der Beweis: 1954! Hören Sie Herbert Zimmermann mit seinem finalen Reportage: „ … Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen – Rahn schießt – Tooooor! Tooooor! Tooooor! Tooooor!“ Ein weiterer Kommentator: für manche war dieses Ereignis der eigentliche Gründungsakt der Bundesrepublik: „das Wunder von Bern!“

1954 ein unerwarteter Sieg – 2022 ein unerwartetes Versagen.
Was war 1954 denn eigentlich das Wunder? Die National Elf war beseelt von einen Willen mit Teamgeist mit Energie und dem Ziel Deutschland wieder in die Weltgemeinschaft zu integrieren. Und 2022, in Qatar: Mit dem „One Love“ Statement ist die Mannschaft beseelt der Welt den moralischen Zeigefinger zu zeigen, sogar sich als Werbeträger zu positionieren. Von Fußball Innovationen keine Spur.
Unsere Elf: ein behördenähnliches, unambitioniertes Bild.
Wie man es dreht und wendet, auf der sportlichen Bühne verkörpert jeder Spieler eine gemeinsame Idee. Unsere Mannschaft hat offensichtlich keine Ambitionen. Das bezieht sich auf zwei Themen: Erstens vom einzelnen Spieler „100% Einsatz “zu fordern“ – so Hansi Flick – zweitens sich gemeinsam mit Weltmeister-Ideen zu qualifizieren. Beides hat nicht geklappt.
Wie zum Beweis nennen Journalisten einen Tag danach das Kind beim Namen: „Deutschland ist Spiegelbild des Fußball – selbstgefällig und bequem. Der letzte Einsatz sich auch für einen Anderen einsetzen fehlte“, wie die NZZ feststellt.
Der Kater von Qatar.
Am 7. Dezember tagte das DFB Scherbengericht. Nun soll es politische Opfer geben, oder gibt es einen geistigen Neuanfang? Wie Albert Einstein sagte: „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“ Also muss in einer umfassenderen höheren Ebene neu gedacht werden. Hier kommt ein kategorischer Gedanke ins Spiel: Wie wird Fußball wieder Statement für die Agilität unseres Landes. Gemeinschaftliche nationale Ziele wie in den 50 Jahren Sind verloren gegangen. Gemeinschaftlich ist der aktuelle Streit über Varianten der gendergerechten Sprache, inklusive der politischen Themen z.B. „das spaltet die Gesellschaft“.
Die Schnittstelle zwischen Fußball und Politik.
Bei kritischer Würdigung des misslungenen Auftritts kommt man zum Wesentlichen: „In wessen Namen und Auftrag tritt die deutsche Nationalmannschaft an?“ Jetzt wurde als nationale staatstragende Vision das „Bürgergeld“ verhandelt. Am 11.12.2021 fasst der SPD-Chef Lars Klingbeil zusammen: „Die Union verbreite in der Diskussion über das Bürgergeld falsche Zahlen und spiele Geringverdiener gegen die Menschen aus, die auf den Staat angewiesen seien. Und weiter: Wer sich so verhält, wer den Weg von Donald Trump der Verbreitung von Fake News einschlägt, wer der Meinung ist, man müsse das Land spalten, hat nichts mehr in der politischen Mitte dieses Landes verloren“.
Ist das im Angesicht der notwendigen Erneuerung von Deutschlands nicht zu kurz gesprungen? Es geht der SPD Klientel nicht nur ums Geld, Herr Klingbeil, es geht um den emotionalen Zusammenhalt und Stolz unserer Gesellschaft, denn der Mensch lebt nicht vom Brot allein.
Der Zirkelschluss: Wo Politik und Fußball sich kreuzen
Gut, Herr Klingbeil, es ist Ihr Recht, Klientel-Politik zu betreiben. Unter Merkel war es alternativlos, heute mit SPD perspektivlos. Perspektivlosigkeit bedeutet die Partei-Positionierung zurückzustellen und in großen Strategien zu denken: eine deutsche Leistungsperspektive für die Zukunft zu zeichnen. Das ist wirkmächtige Motivation für Fußballmannschaft und deren Fans. Hier hilft folgende Frage zu beantworten: In wessen Namen und Auftrag ist Deutschland unterwegs? Hat es jemand gemerkt dass es gar keine Ziel-Formulierung gibt? Darum wirkt die deutsche Elf wie eine Ikone der deutschen Verfasstheit, einer im Wesentlichen sozialdemokratischen weichgespülten und zielbefreiten Republik.
Die Tesla Fabrik gibt Tempo vor
Der Spiegel von Katar zeigt die ungeschminkte Situation Deutschlands. Es ist Aufgabe Ziele, Aufwand und Ertrag neu zu entwickeln. Das geht nicht nur für Politik und Fußball, das gilt für jeden Bundesbürger, denn jeder ist mit auf dem Spielfeld. Es ist heute im Bundestag Aufgabe den mentalen Zustand des Landes zu überprüfen und Ziel zu setzen. Z.B. im Tesla Tempo ein motivierendes Projekt zu initiieren für eine zukunftsorientierten Gesellschaft zu schaffen. Dann wird nicht nur die gewünschte Führungsrolle und Leistungskraft wieder lebendig, sondern – oh Wunder – auch bei der nächsten Weltmeisterschaft.
Sonst landet der Tiger als echter Bettvorleger im traurigen Archiv.
…da habe ich ihn ja gefunden, den ausführlichen Kommentar,
alles -meiner Meinung nach-
treffend und gut beschrieben.
Ein Lesevergnügen!
Danke!
Barbara Billhöfer
Danke für die wohlwollenden Worte
Der Versuch, meine Gedanken zum Text zu formulieren:
Leider ist es nicht so, dass Fussball und Politik von Menschen für Menschen gemacht werden. Dieser Satz impliziert, dass beide Bereiche dem Wohl, im wohlverstandenen Sinn, der Gemeinschaft dienen. Ich vermute dass dies eher Zufallsprodukte des Handelns sind. In Wirklichkeit agieren im Hintergrund Interessengruppen, deren Motive und Strategien nicht immer deutlich sind. Der Satz „Brot und Spiele für das Volk“ scheint mir zutreffender zu sein.
Die Auswirkungen der Weltmeisterschaft 1954 sind allgemein bekannt. Aber mit Sicherheit war die Integration Deutschlands in die Weltgemeinschaft nicht das Ziel der deutschen Fußballnationalmannschaft. Zuerst will ein Sportler einfach nur gewinnen oder bestmöglich abschneiden. Der unerwartete Triumph der deutschen Nationalmannschaft war dann eine großartige Grundlage für die Legendenbildung. Ich will diese Legendenbildung nicht schmälern, Gemeinschaften werden auch durch Geschichten zusammengehalten.
Fußball ist einfach eine beliebte Sportart. Eine Wechselwirkung zu gesellschaftlichen Verhältnissen zu sehen, ist m.E. überzogen. Diese Überhöhung hat der Fußball nicht verdient. Und wenn Sport unbedingt für gesellschaftliche Realitäten herhalten muss, dann könnte man in diesem Jahr die deutsche Hockey Nationalmannschaft nehmen. Mit einem hintergründigen Lächeln könnte man ja von einer Zeitenwende in der deutschen Sportlandschaft sprechen. Aber wäre dann alles gut?
Etliche Schwierigkeiten der deutschen Realität liegen wohl eher im Bürokratismus und der Verkomplizierung von Entscheidungsprozessen und der Gleichschaltung der Presse. Oder haben wir es mit der moralischen Wende, die, soweit ich weiß, von Herrn Kohl, ausgerufen wurde, zu tun. Immerhin war die CDU für viele Jahre federführend in der Regierung tätig. Dass über Nacht eine im Wesentlichen sozialdemokratische weichgespülte und zielbefreite Republik entstanden ist, ist für mich nicht nachvollziehbar.
Nachtrag: Was die „große Politik“ nicht geschafft hat, hat dieser Blog bewirkt. Ich äußere mich öffentlich und bringe meine Meinung ein. Deshalb schönen Dank an den Initiator dieses Blogs.