Liebe Frau Baerbock, Sie sagen: ”Der Mensch gehört sich selbst und ohne Widerspruch“. Widerspruch! Für mich gibt es kollektive Verantwortung den anderen Menschen gegenüber. Ist nicht schon der Brötchenkauf ein Beispiel einer arbeitsteiligen Welt? Bedeutet das nicht auch eine Kollektivverantwortung für die Anderen, besonders dann, wenn es um Wesentliches geht, wie Leben und Tod?

Wir leben gut durch viele Abhängigkeiten
Ist die Kollektivleistung eine Nebensache? Nein sie ist die Hauptsache! Nehmen wir mal an, Sie als Mutter schicken morgens Ihre Töchter zum Bäcker, um Brötchen zu holen. Im Laden werden die beiden jungen Damen von einer Fachverkäuferin bedient. Der Bäckermeister backt, hält den Laden, den Backofen und die Technik in Schuss, sorgt für Heizmittel, so wie ich das von früher von einem Dorf in der Nähe von Hannover kenne. Der Bäcker kauft das Mehl bei einem Freund, der eine kleine Mühle und Landhandel betreibt. Dieser Müller mahlt das Korn, das er bei einer Genossenschaft gekauft hat. Die Genossenschaft hat das Korn beim Bauern gekauft. Dieser wiederum hat seine Weizenfelder über das Jahr gepflegt, das Wetter und den Wind beobachtet, weil er eine gute Ernte einbringen will… u.s.w.
Alleine geht es nicht.
Ich mache es kurz, ich denke es sind 100-500 Personen, die in direkter oder indirekter Weise mitgeholfen haben, Brötchen zu backen. Das bedeutet, dass wir alle auf eine zuverlässige Produktionslieferkette und Soziales angewiesen sind. D.h. es gibt eine Produktions- und Solidargemeinschaft, die zwingend an unserem Wohl beteiligt ist. Wenn das nicht funktionierte, wären Ihre Mädels ohne Brötchen zu Ihnen nach Hause gekommen.
Wäre doch schade!
Die Not von ca. 9500 Patienten
Macht der Satz vor diesem Hintergrund Sinn: „Der Mensch gehört sich selbst“? Wir sind abhängig von dem Sozialgeflecht um uns herum. Das integriert auch ca. 9500 Patienten, die dringend auf eine Organ Transplantation warten. Warum sollen wir nach unserem Ableben nicht zu einer Organspende bereit sein, die anderen das Leben rettet?
Darum ist die milde Form des postmortalen Solidarbeitrages, die Widerspruchslösung, die humane und logische Konsequenz, um denen zu helfen, die in kritischen Situationen unsere Solidarität verdienen.
Nach meinem Ableben kann ich auf mein Ego endlich verzichten!
Der Satz ”der Mensch gehört sich selbst” kann sich auch so anhören: „make my ego great“. Nein Danke!